logo

Der Digalog Gamer – Berufe zur Nächsten Gesellschaft*

*Dieser Kolumnentext von mir erscheint in der aktuellen Ausgabe der “Revue – Magazine for the Next Society“, Ausgabe #13: Transformation

deckblatt-revue-transformation

Die Nächste Gesellschaft kommt. Und sie überfordert uns bereits heute durch neuartige Möglichkeiten mit- und übereinander zu kommunizieren. Wer mit seinem Smartphone in Symbiose lebt, weiß, was das bedeutet. Tagtäglich. Als nächstes stehen uns Googles Glasses ins Haus. All das sind nur Schatten einer heraufziehenden digitalvernetzten Zukunft. Wer kann helfen, mit diesem Überschuss kommunikativer Sinnverzweigungen zurecht zu kommen? Überlassen wir das Selegieren von Ereignissen und Begegnungen künftig Computeralgorithmen? Oder gibt es schon bald ganz neue Berufe, die für uns die ausufernde Komplexität in neue Erlebnisgewänder konzentrieren?

Beginnen wir spielerisch: Der Digalog Gamer wird für uns die Plätze unserer Städte neu inszenieren. Er entwirft und entwickelt Spiele, bei denen wir Nutzer nicht mehr stationär am heimischen PC daddeln, sondern einander draußen auf den Straßen und im Stadtpark jagen. Alles an einem Gebäude kann zum Interface werden: Die Hausfassade ist ein riesiger interaktiver Screen, Fenster inklusive. Eine überdimensionale Spielfigur läuft die Außenmauer entlang, ragt aus der Fassadenfläche hervor und lädt uns auf ihr urbanes Spielfeld ein. Treten wir durch die Eingangspforte, dann begeben wir uns in einen erweiterten Realitätsraum, sinnlich wie digital. Die Grenzen zwischen virtueller und reeller Welt lösen sich auf, die Übergänge werden fließend.

Der Digalog Gamer verwendet für sein Spiel Schnittstellen die uns menschlich mit der digitalen Sphäre verbinden, wie eine Umarmung oder ein Kuss. Ein Displair beispielsweise. Es erzeugt eine feine Nebelwand, auf die ein Beamer computergenerierte Bilder und Symbole projiziert. Greift ein Spieler mit seinen Fingern in den Nebel, kann er mit der geschmeidigen Oberfläche interagieren. Er kann spielen, virtuelle Melonen zerteilen oder Angry Birds erlegen, wie mit einem Tablet-PC. Jede Bewegungen seiner Finger wird von kleinen aufmerksamen Kameras erfasst und in den angeschlossenen Rechner als Gestensteuerung eingespeist. Doch das Displair kann noch mehr: Seine winzigen Wassertröpfchen verteilen in der Luft die unterschiedlichsten Düfte, passend zum jeweiligen Computerspiel. Süßer Ananasduft für Fruit Ninja oder Motoröl wenn Grand Theft Auto angesagt ist.

Der Digalog Gamer wird unseren Erfahrungshorizont erweitern. In der Zukunft werden Interfaces auf uns warten, die jeden Brunnen auf jedem Marktplatz zu einer Einladung zum Spiel werden lassen. Der Digalog Gamer transformiert unsere vertrauten Lebenswelten, indem er die Unterscheidung zwischen der digitalen Sphäre und dem analogen Sinnesraum aufhebt – und eines Tages wird dies ganz normale Realität für uns sein.

Damit gibt er uns vor allem eines: andere Motivationslagen, um mit Maschinen und Rechnern zu kommunizieren. Und dadurch die Nächste Gesellschaft spielerisch zu gestalten. Sein Arbeitsmotto: »Dort wo wir Gameentwickler spielerisch mit wichtigen Fragestellungen für die Zukunft umgehen, nehmen wir die Bedürfnisse der Menschen nach analogem Umgang mit ihrer digitalen Umwelt ernst.« Denn Menschen spielen da besonders gern, wo sie mit all ihren menschlichen Sinnen angesprochen werden, und können nur so ganz Mensch sein, wo sie derart spielen.

revue-autor-detail

Moritz Avenarius ist systemischer Innovationsberater für Entwicklungsprozesse in die digitale Zukunft. Er hilft Unternehmen Ihre Innovationsdynamik zu steigern.

Leave a Reply

*