Twitter. Bis heute für mich die Web2.0-Erfindung mit der größten Faszination.
Facebook? nervt mit den immer selben Wellen an Banalitäten, Jokes und Katzenbildern.
Pinterest? bin offen gesagt nicht der visuelle Typ, flutet mein Hirn zu sehr.
XING? wird man regelmäßig von einsamen Verkäufern heimgesucht mit:
“wir müssen uns vernetzen um vernetzt zu sein”.
Twitter dagegen – gefühlt der Dinosaurier unter den Social Media Anwendungen. Dafür klares Konzept, 140 Zeichen und los geht’s. Keine eierlegende Wollmilchsau. Und bestens geeignet für das mobile vernetzte Leben und Arbeiten. Dieter Rams 10 Regeln guten Designs sind sicher nicht alle in voller Konsequenz umgesetzt. Aber Twitter ist näher dran als irgendeine andere der vielen Plattformen dort draußen.
Mai 2007. Mein Freund Niels Boeing kommt mit diesem neuen komischen Dingsda aus den USA um die Ecke: „Das musst Du ausprobieren!“. Schnell überzeugt er neben mir auch early adopter Agnieszka Krzeminska sich bei diesem „Kurznachrichtendienst“ anzumelden. Voller Neugierde erschaffe ich mir meine erste digitale Identität und kreiere den „@iMo“. Und finde mich vor dieser leeren Webseite wieder, die eine undefinierte schlammhellgrüne Farbe besitzt und auf der es nix anderes zu sehen gibt als einen Eingabeschlitz. Was nü? Eingeloggt, aber keine Nachrichten zu finden, nada. Nach ca. 3min klicke ich es entnervt wieder weg, war wohl nix für mich. Denkste.
Herbst 2008. Manchmal müssen disruptive Erfindungen ein wenig warten, bis der passende Wirkmoment eintritt. Ort: Berlin. Ereignis: mein erstes großes BarCamp.
Über 600 Teilnehmer, freier Eintritt, Kaffee umsonst, sofort in spannenden Gesprächen mit fremden Menschen, erste eigene Session gehalten, fast gescheitert, positives Feedback bekommen, wow. Internet zum Anfassen. Und alle kommunizieren via Twitter. ‚Wo treffen wir uns heute Abend für Pizza essen?‘ Weiß am Nachmittag noch keiner. ‚Aber auf Twitter wirst Du es erfahren.‘ Und bei mir fallen auf einmal ‚toktoktok‘ laut die Groschen. Das kenne ich doch aus meinen alten Berliner Unitagen. Als man jemanden kennen musste, der jemanden kennt, der weiß wo später die geile Party steigt. Jetzt gibt es also einen offenen Kanal für dieses Gezwitscher. Einschalten, suchen, dabei sein. Tatsächlich beschließe ich jenen Abend bei lecker Pizza in den12 Apostel mit all den neuen freundlichen Nasen, die ich an diesem Tag frisch kennen gelernt habe.
Heute nutze ich den Kurznachrichtendienst wie Radio, ab und an einschalten und Inspirationen entdecken. Und bin längst selbst die Party, lasse mich finden, etwa für einen Moderationsjob:
Weder @holadiho noch @habichthorn kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt. Nun habe ich in kürzester Zeit mit nugg.ad einen neuen tollen Kunden gewonnen. Twitter, I love you.