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Revolution in the Making: 3D-Drucker lassen Konsumenten zu Innovatoren des Alltags werden*

*Diesen Artikel veröffentlichte im Blog der Agentur STURMundDRANG als Gastbeitrag

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3D Drucker sind derzeit Thema in vielen Berichten und Artikeln. Die Faszination liegt in ihrem Versprechen, man könne alles, was das eigene Herz begehrt, auf Knopfdruck herstellen. Dabei ist die Technik an sich recht überschaubar. Statt Druckerschwärze auf ein 2D-Papier aufzubringen, wird hier Schicht für Schicht Kunstharz oder ABS-Plastikmaterial (wird etwa für LEGO-Steine verwendet) auf eine Fläche aufgetragen und in die Höhe gezogen. In beiden Fällen braucht es eine digitale Vorlage aus dem Rechner. Beim „herkömmlichen“ Drucker ist es ein Text, beim 3D-Drucker dagegen ein dreidimensionales Objekt, das mit einem CAD-Programm, z.B. SketchUp von Google oder Blender (beides Freeware), angefertigt wurde.

Das eigentliche Produktionswissen steckt also im Rechner, beziehungsweise liegt beim Menschen, der diese Vorlage herstellt. Diese neue „Maker-Intelligenz“ bewirkt, dass wir Maschinen heute dazu bringen können, Gegenstände in nahezu jeder Form zu produzieren. Und zwar immer genau dann, wenn sie gebraucht werden. Dies verändert derzeit die Art, Güter herzustellen fundamental. Vor Ort kleine Stückzahlen zu produzieren wird sich für Unternehmen in naher Zukunft wieder rechnen. Die gute Nachricht: es wird immer einfacher, dieses Wissen zu erlernen.

Zwei wesentliche Trends treiben diese Entwicklung voran: Das Bedürfnis nach zunehmender Individualisierung von Lebensstilen und: das Internet. Ersteres führte dazu, dass Menschen immer weniger bereit sind, Massenartikel für Ihren Alltag zu akzeptieren. Sie wollen individuell auf Ihre Bedürfnisse angepasste Alltagsprodukte, sei es die Waschmaschine, das Handy oder das Essbesteck. Und sie warten dafür nicht auf die Angebote der Unternehmen. 2010 fand MIT-Professor Erik von Hippel mittels einer repräsentativen Einwohner-Befragung in Großbritannien heraus, dass dort heute bereits knapp 10% der Konsumenten ihre gekauften Produkte eigenständig weiterentwickeln und nach Ihren Bedürfnissen umgestalten.

Diese Form von nutzergetriebener Innovationen wird in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen.Grund hierfür ist der zweite entscheidende Treiber: das Internet. Auf Plattformen wie Thingiverse.com oder Instructables.com tauschen User ihr Wissen und Erfahrung aus zu Produktionsweisen, Herstellungstechniken und Gestaltungsideen. Schon heute findet man dort Baupläne für verschiedenste Alltagsgegenstände zum freien herunterladen. Anschließend kann man sie noch etwas anpassen gemäß der persönlichen Präferenzen – dann mit dem 3D-Drucker einfach selbst herstellen.

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Hinzu kommt die generelle industrielle Entwicklung, dass Produktionsmaschinen in der Anschaffung immer preiswerter werden. Kostete ein 3D-Drucker vor zehn Jahren noch etwa 50.000 €, bewegen sich die Preise heute eher im niedrigen vierstelligen Bereich. Konnten sich daher in der Vergangenheit nur Firmen solche Maschinen leisten, ermöglichen die sinkenden Kosten heute jedermann den Zugang zu industriellen Produktionsmitteln. Und dabei ist es gar nicht notwendig, gleich in den eigenen 3D-Drucker für zu Hause zu investieren.

Denn in den großen Städten wie Hamburg, Berlin, München oder Köln sind seit einigen Jahren offene lokale Werkstätten, sogenannte Fab Labs, entstanden, in denen vor Ort individuelle Gebrauchsartikel für den Alltag von jedermann gebaut werden können. Ausgestattet sind diese Stadtteilwerkstätten 2.0 mit Maschinen wie Laserschneider, 3D-Drucker, computergesteuerten Fräsen etc., welche gemeinsam finanziert und genutzt werden.

Und hier wird zum einen das Know-how weiter gegeben, wie die Maschinen zu verwenden sind und zum anderen teilt man das Wissen, wie Dinge entworfen werden. Motto: wer die perfekte Mausefalle einmal gebaut hat und sein Produktionswissen darüber teilt, der hat sie für Million andere mitentwickelt. So kommen Open Data, Internet der Dinge, und Sharecomoy lokal zusammen und bewirken eine einzigartige Innovationsdynamik, die unsere Gesellschaft langfristig verändern wird.

Moritz Avenarius ist systemischer Innovationsberater für Entwicklungsprozesse in die digitale Zukunft. Er hilft Unternehmen Ihre Innovationsdynamik zu steigern.

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